Google Angebot für Berufsschulen

Geboten werden laut der der unten verlinkten Google-Seite praxisnahe Beispiele, die sich mit den beruflichen Aufgabenstellungen in den Ausbildungsbetrieben der Schüler gut verknüpfen lassen. Integrierte Tests bieten die Möglichkeit zur Überprüfung des Lernerfolges. In 2017 bietet Google 50 komplett kostenlose Workshops an, zu den tatsächlichen Inhalten wird jedoch noch nicht viel veröffentlicht – Insgesamt soll das Wissen rund um die Online Welt gestärkt werden. Link zur Google Zukunftswerkstatt für Berufsschulen

Wissen um die digitale Welt ist gut, grundlegendes Wissen besser!

Ergänzend möchte ich auf einen Artikel verweisen, den ich vor einiger Zeit rund um das Thema Lernen und digitale Medien verfasst habe (siehe unten). Ich bleibe bei meiner Einschätzung, dass sich digitale Medien sehr gut in den Unterricht integrieren lassen, ABER die notwendigen Grundlagen bei den Schülern vorhanden sein müssen. In unserer Nachhilfe für Berufsschüler stellen wir immer wieder fest, dass vielfach Basiswissen in den Bereichen Deutsch und Mathematik fehlen. Dieses sollte im ersten Schritt sichergestellt werden, bevor die Onlinewelt im Unterricht erkundet wird.


Den nachfolgend abgebildeten Artikel habe ich zuerst veröffentlicht unter http://rabeler.abacus-nachhilfe.de/tipps-und-neuigkeiten-fuer-eltern/digitales-lernen.html

Analoges Verstehen kommt vor digitalem Lernen!

Der nachfolgende Artikel ist mein Beitrag zum Thema “Mit digitalen Medien besser lernen?”. Damit folge ich der Einladung der Bertelsmannstiftung zu einer Blogparade, bei der Fachexperten aus dem Bereich Schule und Lernen auf Ihren Webseiten Ihre Sicht der Dinge auf dieses aktuelle und sehr kontrovers diskutierte Thema darlegen.

Was ist analoges Verstehen?

Aus meiner Sicht ist es die Fähigkeit, vorhandenes Wissen zu nutzen, um sich bisher unbekannte Sachverhalte zu erarbeiten. Sehr schön wird das auch bei Wikipedia beschrieben durch die Definition von analog im Bereich der Physik als „stufenlosem und unterbrechungsfreiem Verlauf“.

Was heißt das, wenn wir diese Ansätze auf das Thema schulisches Lernen übertragen? Wissen baut aufeinander auf – wer effektiv lernen will (oder auch soll), kann das nur tun, wenn fünf Punkte gegeben sind:
1.    Eine Basis, auf der das Wissen aufgebaut werden kann
2.    Ein Ziel, das man erreichen will (oder muss)
3.    Die Fähigkeit, die richtigen Fragen zu stellen
4.    Die Fachkenntnis, um verfügbare Informationen auf Ihre Richtigkeit zu überprüfen
5.    Die methodischen Werkzeuge, um neue Fakten in den gewünschten Kontext einzuordnen und zu nutzen

Im Hinblick auf schulisches Lernen bedeutet das für mich, dass den Schülern zwingend das notwendige (analoge) fundamentale Basiswissen vermittelt werden muss, bevor digitale Medien und Methoden zum Einsatz kommen. Grundlagen der ersten Schuljahre sind Lesen, Schreiben, Rechnen und Spaß am Lernen. Als nächster Baustein folgt das methodische Rüstzeug zum Formulieren von Hypothesen und Fragen inklusive dem Strukturieren von neu gewonnenen Informationen. Natürlich darf auch hierbei nicht die Freude am Lernen leiden.

Wer lernen will, bekommt mit den digitalen Möglichkeiten zusätzliche Instrumente!

An dieser Stelle gehen leider viele Schüler im normalen Schulbetrieb verloren. In der täglichen Arbeit mit unseren Nachhilfeschülern stellen wir immer wieder fest, dass viele Schüler nicht wissen, WARUM Sie den aktuellen Schulstoff lernen sollen, da die Einordnung in den Gesamtkontext fehlt. Es wird dann ausschließlich für die Schule oder gegen eine schlechte Note gelernt. An dieser Stelle ist es völlig unerheblich, ob das Wissen analog oder digital vermittelt wird. Eine Aneinanderreihung von Fakten ohne Zusammenhänge führt nicht zu signifikanten und dauerhaften Lernerfolgen!

Diese etwas abstrakten Ausführungen möchte ich gern mit einem Beispiel verdeutlichen:
Ein Chirurg, der eine komplexe Operation am menschlichen Herzen durchführt, muss sich in der Anatomie des Menschen auskennen und wissen, wo er das Skalpell ansetzen muss und wie tief er schneiden darf. Ob er ein analoges Skalpell aus Stahl oder ein computergesteuertes Laser-Instrument benutzt, ist dann nahezu unerheblich. Einziger Vorteil der digitalen Version: Das Laserskalpell hat immer eine ruhige Hand und kann – falls notwendig – aus der Ferne bedient werden. Der Nachteil: Fällt die Technik aus, muss ein Fachmann bereit stehen, der mit dem traditionellen Skalpell weiteroperieren kann.

Einsatz digitaler Techniken bedeutet noch nicht digitales Lernen!

Häufig wird der Einsatz von digitalen Techniken mit digitalem Lernen gleichgesetzt, was meiner Meinung nach aber nicht korrekt ist, denn

  • Der Einsatz von Laptop und Beamer durch den Lehrer vor der Klasse bedeutet nur digitales Lehren, aber keineswegs digitales Lernen.
  • Das Recherchieren von Details per Tablet-PC im Unterricht ist digitales Nachschlagen, aber kein digitales Lernen.
  • Das Vortragen eines Referates mit animierten Folien bedeutet Einsatz digitaler Techniken, aber kein digitales Lernen!

Was also ist digitales Lernen?

Bisher habe ich nur ausgeführt, was alles NICHT digitales Lernen ist. Und in der Tat muss ich gestehen, dass ich keine starre Definition für digitales Lernen habe (und auch keine im Internet gefunden habe). Es gibt für mich aber einige Ansatzpunkte:

Digitales Lernen beginnt nach meinem Verständnis an der Stelle, wo motivierte Lernende sich in einem Wissensgebiet weiterbilden, das sie interessiert und innerhalb dessen Sie einen individuellen Lernpfad einschlagen können. Das Nutzen von E-Learning kann digitales Lernen bedeuten, wenn es über den Ersatz eines menschlichen Dozenten durch eine Aufzeichnung oder ein Computerprogramm hinausgeht: Eine Individualisierung des Lernpfades muss also möglich sein!

Digitales Lernen könnte also individuelles Lernen bedeuten, bei dem Lernweg, Lerndauer und Lernziel nicht starr vorgegeben sind. Der Aspekt „digital“ kommt durch die Tatsache ins Spiel, dass mit analogen Mitteln, sprich Menschen oder Büchern weder die Bandbreite an Wissen und Lernpfaden noch die zeitliche Flexibilität darstellbar ist. Als Fazit bleibt hier also der Aspekt der Individualität für motivierte Lerner.

Was bedeutet das für das digitale Lernen in der Schule?

Als Kernanforderungen meiner „Definition“ von digital Lernenden bleiben also

  • Fundiertes Basiswissen
  • Freude am Lernen
  • Individualität

Wenn man sich nun die einschlägigen Untersuchungen zu den Basisfähigkeiten der Schüler anschaut; die Anzahl der Schüler, die auf Grund schlechter Leistungen die Freude an der Schule verliert berücksichtigt und die strikt regulierten Stoffvorgaben betrachtet, so werden sich die meisten Leser wahrscheinlich meiner Meinung anschließen, das digitales Lernen in der Schule zur Zeit kaum umsetzbar erscheint. Um das zu ändern, müsste

  • sich das Schulsystem für individuelle Lernpfade öffnen
  • die Vorgabe starrer (einheitlicher) Lernziele aufgehoben werden und
  • der Lehrer als Begleiter definiert werden (und nicht als Dozent)

Das digitale Lernen könnte dann vor allem den Schülern Vorteile bieten, die vom „Durchschnitt“  abweichen; die also deutlich langsamer, schneller oder anders lernen!

Meine zwei Fazits: 
1.    Digitales Lernen ist im aktuellen Schulsystem kaum umsetzbar!
2.    Mit digitalen Medien kann man nicht grundsätzlich besser lernen, aber anders: im besten Fall sogar schneller und effektiver!